Barbier von Sevilla - Rheinfelder Schlossfestspiele 2024

am 07.06.2024
Sind die tragischen Bezüge der "Tosca" Puccinis bereits in den Eifersuchtspassagen des 1. Aktes offensichtlich, so wartet Rossinis "Barbier von Sevilla" ein knappes Jahrhundert früher - die Uraufführung fand 1816 ebenfalls in Rom statt - mit... weiterlesen
Tickets ab 40,50 €

Termine

Orte Datum
Rheinfelden
Schloss Beuggen
Fr. 07.06.2024 19:30 Uhr Tickets ab 40,50 €

Event-Info

Sind die tragischen Bezüge der "Tosca" Puccinis bereits in den Eifersuchtspassagen des 1. Aktes offensichtlich, so wartet Rossinis "Barbier von Sevilla" ein knappes Jahrhundert früher - die Uraufführung fand 1816 ebenfalls in Rom statt - mit den bekannten Figuren der Comedia dell´arte in der ungetrübten Spielfreude der itelienischen Buffo-Tradition auf. Die mannigfachen Schwierigkeiten, die der Heirat des Grafen Almaviva mit dem Mündel Rosina des Doktors Bartolo, der sie, genauer: ihr Vermögen, selbst gern heiraten möchte, entgegenstehen, werden durch den Barbier Figaro - sicherlich eine der eindrucksvollsten Gestalten der Operngeschichte - überwunden. Bereits die literarische Vorlage des Librettos, eine 1775 entstandene Komödie von Beaumarchais, behandelte Figaro und den Grafen beinahe schon als Gleichgestellte: ein ungeheuer mutiger Vorgriff auf die noch lange ausstehende Demokratisierung der Gesellschaft.
Die federleicht daherkommende Musik, Grundlage des eigentlichen "Rossini-Fiebers" damals wie heute, dient dabei ausser der durchwegs ironisch gezeichneten Figurencharakteristik vor allem auch der Erinnerung an die historische Situation des Jahres 1816, wie sie der begeisterte Dichterkollege Heine wahrnahm: "Dem armen geknechteten Italien ist ja das Sprechen vervboten, und es darf nur durch Musik die Gefühle seines Herzens kundgeben (...), seinen Groll gegen fremde Herrschaft, seine Begeisterung für die Freiheit, seinen Wahnsinn über das Gefühl der Ohnmacht (...)."(Resiebilder III)
Aber können wir neben den "revolutionsnärrischen Koloraturen", die der deutsche Dichter der Musik Rossinis zuschrieb, nicht auch schon die gesellschaftlichen Auswirkungen der sich ankündigenden industriellen Revolution erkennen, die mechanische Reihung im rhythmischen Elan der immer schneller werdenden, motorisch voraneilenden Passagen? Hört man in ihnen nicht auch schon die Fliessbandbewegungen der Moderne, wie wie sie ein Jahrhundert später ein Chaplin im Film umsetzte? So zeitgemäss uns auf der Folie von Zwangsheiraten der gezeigte Kampf um die Liebe noch immer erscheinen muss. so modern mutet das Menschenbild an, das Rossini seiner rasanten Buffooper zugrundelegt.
 

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Sind die tragischen Bezüge der "Tosca" Puccinis bereits in den Eifersuchtspassagen des 1. Aktes offensichtlich, so wartet Rossinis "Barbier von Sevilla" ein knappes Jahrhundert früher - die Uraufführung fand 1816 ebenfalls in Rom statt - mit den bekannten Figuren der Comedia dell´arte in der ungetrübten Spielfreude der itelienischen Buffo-Tradition auf. Die mannigfachen Schwierigkeiten, die der Heirat des Grafen Almaviva mit dem Mündel Rosina des Doktors Bartolo, der sie, genauer: ihr Vermögen, selbst gern heiraten möchte, entgegenstehen, werden durch den Barbier Figaro - sicherlich eine der eindrucksvollsten Gestalten der Operngeschichte - überwunden. Bereits die literarische Vorlage des Librettos, eine 1775 entstandene Komödie von Beaumarchais, behandelte Figaro und den Grafen beinahe schon als Gleichgestellte: ein ungeheuer mutiger Vorgriff auf die noch lange ausstehende Demokratisierung der Gesellschaft.
Die federleicht daherkommende Musik, Grundlage des eigentlichen "Rossini-Fiebers" damals wie heute, dient dabei ausser der durchwegs ironisch gezeichneten Figurencharakteristik vor allem auch der Erinnerung an die historische Situation des Jahres 1816, wie sie der begeisterte Dichterkollege Heine wahrnahm: "Dem armen geknechteten Italien ist ja das Sprechen vervboten, und es darf nur durch Musik die Gefühle seines Herzens kundgeben (...), seinen Groll gegen fremde Herrschaft, seine Begeisterung für die Freiheit, seinen Wahnsinn über das Gefühl der Ohnmacht (...)."(Resiebilder III)
Aber können wir neben den "revolutionsnärrischen Koloraturen", die der deutsche Dichter der Musik Rossinis zuschrieb, nicht auch schon die gesellschaftlichen Auswirkungen der sich ankündigenden industriellen Revolution erkennen, die mechanische Reihung im rhythmischen Elan der immer schneller werdenden, motorisch voraneilenden Passagen? Hört man in ihnen nicht auch schon die Fliessbandbewegungen der Moderne, wie wie sie ein Jahrhundert später ein Chaplin im Film umsetzte? So zeitgemäss uns auf der Folie von Zwangsheiraten der gezeigte Kampf um die Liebe noch immer erscheinen muss. so modern mutet das Menschenbild an, das Rossini seiner rasanten Buffooper zugrundelegt.